Die Vielfalt Oberwarts ist im Zusammenleben der verschiedenen Volksgruppen zu erkennen. Die Stadt ist Heimat für deutsch, ungarisch und kroatisch sprechende BürgerInnen sowie für die Angehörigen der Volksgruppe der Roma. Auch die hier wirkenden drei Kirchengemeinden, nämlich die römisch-katholische, die reformierte (Evang. H.B.) und die evangelische (Evang. A.B.), tragen zum gegenseitigen Verständnis und zur positiven Entwicklung wesentlich bei.

Die Reformation erreichte Oberwart in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Der Befehlshaber der Wart war in dieser Zeit der Güssinger Graf Balthasar Batthyany, der bereits 1582 den berühmten Superintendenten Beythe auf seine Burg holte. Batthyanys großer Einfluß auf die Wart und Beythes ungewöhnliche Anziehungskraft bewirkten es, dass die Oberwarter die Schweizer Reformation von Zwingli und Calvin annahmen. Die einzige aus dem Mittelalter stammende Kirche des Ortes, die heute als römisch-katholische Begräbniskirche verwendet wird, wurde zum reformierten Gotteshaus. Eine Marmortafel in dieser Kirche erinnert daran, dass der reformierte Pfarrer Szeremley 1656 den Turm dieser Kirche errichten ließ.

Im Laufe der Gegenreformation wurde diese Kirche wieder katholisch, obwohl die Oberwarter fast ausnahmslos reformiert blieben. Noch Jahrzehnte später – 1697 – gab es in Oberwart nur 126 Katholiken und 26 Lutheraner neben den 1031 Reformierten. In der Folge entstanden unerquickliche konfessionelle Streitigkeiten, die beiderseits viel Leid verursacht haben. Die Reformierten konnten auch in dieser Zeit ihren Glauben behalten, weil sie als Adelige nicht gewaltsam zum Religionswechsel gezwungen werden konnten. Der ungarische Landtag 1681 regelte die Religionsangelegenheiten des Landes in einem eigenen Gesetzesartikel so, dass in jedem königlichen Komitat nur je eine reformierte und lutherische Kirche bestehen durfte. Oberwart wurde für das Komitat Vas zum reformierten Artikularort bestimmt. Die Reformierten besaßen damals eine strohgedeckte Holzkirche, die trotz ihrer Bescheidenheit Oberwart – in seiner Geschichte erstmalig – zur hervorragenden Bedeutung erhob. Zahlreiche Glaubensgenossen pilgerten aus dem Gebiet zwischen dem von Türken besetzten Mittelungarn bis zur Steiermark nach Oberwart zum Gottesdienst. Der Stellenwert von Oberwart wird durch die Tatsache bestätigt, dass selbst der Wiener Kaiserhof nicht umhin konnte, den Oberwartern den Bau der heutigen Kirche noch vor dem Toleranzpatent 1781 zu gestatten. Die 1770/72 errichtete reformierte Kirche ist damit das älteste evangelische Gotteshaus im heutigen Österreich. In der Artikularzeit betreuten die reformierten Pfarrer auch die damals noch geringe Anzahl der Lutheraner, bis ihnen dieser Dienst von der Behörde unter Strafandrohung verboten wurde. Die evangelische Gemeinde AB wurde 1792 gegründet, die Kirche 1812 bis 1815 gebaut, nachdem bereits 1802 die evangelische Schule errichtet worden war. Die Israeliten von Oberwart bauten 1902 eine Synagoge und wurden von 1910 bis 1938 von einem eigenen Rabbiner betreut.