Das älteste Volkstheater Deutschlands (seit 1618) mit der einzigen noch bespielten barocken Drehkulissenbühne

Nur beim Besuch in der „Comedihütte“ der bairisch-tirolischen Grenzgemeinde Kiefersfelden erschließen sich Charisma und Humor der sprichwörtlichen Ritterschauspiele. Die ultraromantischen „Haupt- & Staatsaktionen“ des dichtenden Kohlenbrenner Josef Georg Schmalz (1793-1845) sind als Volkstheater-Phänomen nicht minder original als die Passionsspiele Oberammergau. Wie diese haben die Ritterschauspiele Kiefersfelden eine weltweit einmalige Tradition seit dem 17. Jahrhundert. Und wie bei den Bayreuther Festspielen gelangt nur ein Kanon von eigens für die „Comedihüttn“ geschriebenen Stücken zur Aufführung.
Auch die alljährlich ab Ende Juli für etwa fünf Wochen stattfindenden Ritterschauspiele Kiefersfelden folgen dem christlichen Heilsplan. Wackere Ritter und leidgeprüfte Jungfrauen trotzen infamen Erzschurken und einem grausamen Schicksal, das sie in düstere Wälder, feuchte Kerker und muselmanische Gefangenschaften treibt. Am Ende siegt in den originalen Dramen von Schmalz, Sylvester Greiderer und unbekannten Verfassern fast immer die poetische und himmlische Gerechtigkeit – Ausnahmen bestätigen die Regel. Zu Unrecht wurde vom Namen des „Bauern-Shakespeare“ die qualifizierende Wert-Minderung „schmalzig“ abgeleitet: Der Köhler und Poet war auf der Höhe der literarischen Romantik, kannte fast alles von den europäischen Meisterwerken bis in die trivialen Untiefen von Melodram und Schicksalstragödie. Heutigen multikulturellen Idealen verlieh er in im stilisiertem Kieferer Dialekt hinreißend packenden, stellenweise humorvollen Ausdruck.

Aufführungen jedes Jahr von Ende Juli bis Ende August
siehe www.ritterschauspiele-kiefersfelden.de

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